Mittwoch, 28. Dezember 2011

Fernseher aus! Der Bildschirm des Geräts, das ich fast eine stunde lautlos sein Werk tun ließ, wird schwarz. Nun ist es wieder friedlich. Die Simpsons schießen nicht mehr hektisch durch eine Seitenstraße meines Blickfeldes.
Ich nehme alles viel intensiver wahr. Der Kerzenduft, der in meine Nase strömt, färbt diese Szene harmonisch. Die sonst stets bemalten Fingernägel huschen nackt über die Tastatur.
Ich habe ein Schwarzbier getrunken und mittlerweile ist es sehr warm in meiner Wohnung. Beides trägt zu einer wohligen Stimmung bei. Kaum spürbarer Schweiß kühlt mein Gesicht.
Als ich mir eine Black Devils Zigarette anzünde, lasse ich in meinem Kopf den Tag noch mal revue passieren.
Flughäfen. Ich liebe Flughäfen. Wahrscheinlich weil ich gerne reise.
Doch als ich dort so an einem Café-Tisch gegenüber von meiner Schwester saß, war die Aufregung nach hause zu kommen, größer als es meine Reiselust jemals war. So sehr ich nach Helsinki will, nach Las Vegas, nach Hamburg oder nach Tokyo, zu diesem Zeitpunkt wollte ich nichts lieber als die Tür meiner Wohnung von innen zu schließen.

In meiner Familie hat man eigentlich nie seine Ruhe. Gar nicht so sehr akustisch, aber irgendwas ist immer. Immer will irgendjemand etwas von einem, immer wird man eingespannt.
Und immer redet jemand. Meine Tante, meine Mutter, meine eine Cousine, meine andere Cousine, meine Oma und ganz vorne meine Schwester. Sie halten sich für gebildet und erfreuen sich an der pseudoalternative Einstellung meiner Familie. Dabei wärmen sie nur alte Floskeln und Themen wieder auf und wären wohl weit weniger offen, wenn ich mal darüber berichten würde, was in meinem Kopf so herumschwirrt.


Ich habe oft unangemessene Gedanken. Und ich umgebe mich mit unangemessenen Dingen und Menschen. So viel, dass mir manchmal das Gefühl für Normalität abhandenkommt. Mir ist wohl gar nicht mehr bewusst, wie extrem meine Ansichten und Äußerungen auf andere wirken. Oder es war mir nicht bewusst, bis ich einige Reaktionen bekam, die ich merkwürdig fand.
Ich bin ging wohl davon aus, dass bestimmte Dinge und Ansichten selbstverständlich und verbreitet sind. Ganz banale Dinge, wie z. B. dass man eine eigene Meinung nicht nur haben kann, sondern auch sollte, aber zu respektieren hat, dass sie nicht universell für alle gilt oder sogar gelten muss.
Ich lag falsch!
Wenn es irgendein Gesetz gibt, mit dem ich mich anfreunden kann, dann „das Gesetz der Straße“, wie man das so schön sagt. Ich glaube ich selbst hätte auch viel mehr im Leben gelernt, wenn ich ein paar Mal mehr Schläge kassiert hätte. Nicht zwingend von meinen Eltern und nicht bei jedem Scheiß, aber einfach, wenn es angebracht war.
Es will nicht in meinen Kopf, dass man in den meisten „zivilisierten“ Staaten Frauen vergewaltigen, Menschen ausrauben, töten und foltern kann und dafür maximal eine „Resozialisierungsmaßnahme“ kassiert. Zumindest offiziell, denn was hinter Knastmauern abgeht, weiß man ja nie so genau.
Der Ansatz Gleiches mit Gleichem zu vergelten, mag vielen „zivilisierten“ Menschen primitiv und ignorant vorkommen. Dabei denke ich eher, dass Menschen, die das verurteilen, nur zu viel Angst haben selbst mal eins auf die Fresse zu kriegen. Oder sich in ihrem Intellekt verkriechen, damit sie ja keine Entscheidung fällen müssen.
Armselig das Ganze! Aber so sind die Menschen eben!

Zurück zu den unangemessenen Gedanken…
Ich denke oft über den Tod nach. Nicht meinen, sondern den anderer. Ich stelle mir vor, wie ich sie aufschlitze. Oder wie ich auf sie zu renne und dann mit einem Baseballschläger ihren Kopf einschlage.
Nicht, weil ich cool sein will, diese Gedanken sind einfach da. Verstörend detailgetreu möchte ich sagen. Allerdings arbeite ich sie ja auch schon eine Weile aus.

Ich denke, wenn ich Menschen töten würde, dann auf sehr künstlerische Art und Weise. Ich würde mir für jeden, was Neues einfallen lassen. Und ich würde vorher Pläne schmieden.
Aber ich würde mich wahrscheinlich zu schnell schnappen lassen. Oder dank meines eh schon vorhandenen Verfolgungswahns würde ich mich sofort selbst anzeigen.
Das ist auch der einzige Grunde, warum ich mit der ganzen Rummörderei nicht anfangen würde. Viel zu viel seelischer Stress für mich. Wäre der Faktor nicht im Spiel, hätte ich wohl vor einigen Jahren schon Leute abgestochen.
Aber diese Gedanken äußere ich ja schon gar nicht.
So scheint es in gewissen Kreisen, in denen ich mich nur aufgrund des Zwangs der Gesellschaft aufhalte, schon anstößig zu sein eine alternative Meinung zu all dem Dreck zu haben, über den diese Untermenschen diskutieren.

Meine Familie würde ich nicht zwingend als Untermenschen bezeichnen, auch wenn die meisten von ihnen nicht wirklich zur Krönung der Schöpfung gehören.

Dienstag, 27. Dezember 2011

Mit geschlossenen Augen liege ich in der Badewanne und lasse Wasser langsam von meinen Fingern auf meinen Mund tropfen. Es rinnt dann seitlich an meinem Gesicht herunter. Dampf streichelt heiß über meine Haut. Wie in Trance wiege ich meinen Hinterkopf auf dem harten Badewannenrand hin und her. Ich treibe.
Leise Sytnhiepop-Töne klingen verloren durch den Raum und berühren mich kaum.
"...as long as you would stay with me."
Als ich aus dem Wasser aufstehe, erwarte ich, dass kalte Luft meinen Körper packt und schüttelt.
Das tut sie nicht! Sie existiert gar nicht. Der ganze Raum ist von dem heißen Wasserdampf erfüllt.
So stehe ich noch eine Weile nackt in der Wanne und betrachte mich im Spiegel überm Waschbecken.
"...inject adrenaline, fuel em with gasoline, murder, kill, monster, kill."
Dann ziehe ich den Duschvorhang mit einem Ruck zu.
Kurz bevor ich das Wasser aufdrehe, kann ich heißen Atem an meinem Hals spüren. Es braucht ein paar Sekunden, bis ich mich komplett davon überzeugt habe, dass das reine Einbildung war. Ich lächle mich an.

Ein Strahl sehr heißes Wasser trifft auf meinen Rücken. Ich verfolge gedanklich seinen Weg und höre erst auf, als er meine Kniekehlen trifft und mich fast zusammensacken lässt.

Montag, 26. Dezember 2011

In manchen, wenigen Momenten unseres Leben öffnet sich ein weißer Raum im Kopf. Wenn alles um uns herum hektisch und furchtbar ist, ist dort helle Leere. Und man wird fast wie in den Himmel heraufgeholt und darf sich eine kurze Weile in der Wohligkeit des Lichts wälzen, bevor man in die Realität zurückkehrt und die persönliche Apocalypse beginnnt...mal wieder.

Einmal tief durchatmen!
Die schwarze Nacht schluckt einen Großteil meiner Ängste. Sie lässt mich die schwindelerregende Höhe, die ich sonst niemals ertragen könnte, nicht sehen. Außerdem schürt sie eine gewisse Verrücktheit. Und so denke ich nicht darüber nach, was jetzt passieren könnte.
Etwas Großes also. Das soll es ja werden. Für mich! Nur für mich!
Mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln. Als die erste Träne über meine Lippen läuft, muss ich breit grinsen. So endet es also. Wie es begonnen hat!